Die Geschichte der

Friedenskirche

Die Anfänge


Dem raschen Wachstum der Gemeindegliederzahl zum Ende des 19. Jahrhunderts und der guten finanziellen Entwicklung für die evangelische Gemeinde Düsseldorfs entspricht die Errichtung weiterer Pfarrstellen und der Bau neuer Kirchen sowie Pfarrhäuser und anderer Gemeindeeinrichtungen in den Bereichen des größten Zuzugs. Auf dem Königsplatz und damit genau in der Gegend, in die sich immer mehr das geschäftliche Zentrum der Stadt verlagert, wird ein großzügiges Grundstück erworben und die Johanneskirche errichtet, die am 6. Dezember 1881 ihrer Bestimmung übergeben wird.

Aber auch die evangelischen Gemeindeglieder in den Außenbezirken drängen inzwischen auf eigene Kirchen. Sie müssen ihre Gottesdienste, wollen sie nicht den weiten Weg in die Innenstadt auf sich nehmen, in Privathäusern, Vereinssälen oder Lagerhallen feiern. Im Süden kann immerhin die Krankenhauskirche im EVK ab 1876 für den regelmäßigen Gottesdienst genutzt werden. Aber der Platz reicht längst nicht mehr aus.

Am 7. Juni 1893 beschließt das Presbyterium außer dem Bau der Christuskirche in Oberbilk mit 1.200 Plätzen für 250.000 Mark die Errichtung der Friedenskirche mit 1.400 Plätzen für 300.000 Mark. Architekt Weidenbach aus Leipzig entwirft die Pläne. Ihm wird auch die Durchführung des Baus übertragen. Am 14. August 1896 findet die Grundsteinlegung statt, und drei Jahre später, am 31.Oktober 1899, wird die Friedenskirche in der Florastraße in einem festlichen Gottesdienst ihrer Bestimmung übergeben.

Friedenskirche

Choransicht der Friedenskirche

Die Wandbilder der Friedenskirche


Die neue Kirche, so ein Zeitzeuge, stellt sich "sonderlich innen als ein glänzendes Bauwerk dar [...], das namentlich durch die Wandgemälde Eduard von Gebhardts" weit über die Stadtgrenzen Düsseldorfs bekannt wurde. Bis zu ihrer Zerstörung in der Bombennacht des 11./12.Juni 1943 ist sie ein touristischer Höhepunkt in dieser Stadt. Es gehörte zum Straßenbild der Florastraße, dass dort Reisebusse parkten. Denn gerade auch für Protestanten, die ja bekanntlich eher zurückhaltend gegenüber bildlichen Darstellungen in Kirchen sind, war diese "Bilderbibel" an den Kirchenwänden besonders eindrucksvoll, zumal die Wandgemälde auch noch vom preußischen König bezahlt waren, der mit dem in Düsseldorf beliebten und an der Kunstakademie lehrenden Künstler auch seine eigene Reputation in der Stadt verbessern wollte.

Übergabe der von Gebhardt'schen Wandgemälde am 11. Mai 1907 im Beisein des deutschen Kronprinzen

Übergabe der von Gebhardt'schen Wandgemälde am 11. Mai 1907 im Beisein des deutschen Kronprinzen

Die Taufe durch Johannes

Die Taufe durch Johannes. Einzig Fragmente der 'Johannestaufe', der 'Bergpredigt' und vom 'Brennenden Dornbusch' sind heute noch vorhanden - und trotzdem noch immer für viele Anlass, einen Blick in die Friedenskirche zu werfen.

Vom 1. zum 2. Weltkrieg


Doch schon sieben Jahre nach der Fertigstellung der Gebhardt'schen Bilder beginnt 1914 der erste Weltkrieg. Werden die ausziehenden Soldaten noch mit Jubel verabschiedet, so bringen bald eintreffende Todesmeldungen den Bürgern die Schrecken des Krieges nahe. Drei der vier Bronzeglocken der "Friedens"-Kirche werden zu Kanonen umgeschmolzen. Düsseldorf wird "zu einem der großen Nachschubzentren und Lazarettort der Westfront und zu einer der bedeutendsten deutschen Waffenschmieden". Bald kommt es zu hoher Arbeitslosigkeit. Hunger, Krankheit und Tod folgen. Der Krieg geht verloren, das Kaiserreich zerbricht. Und mit ihm die alte Wertordnung, die ohnehin schon auf tönernen Beinen stand. Orientierungslosigkeit und Kampf um die politische Nachfolge bestimmen die Nachkriegszeit.

Der Not der Menschen bedient sich der Nationalsozialismus, um an die Macht zu kommen und unvorstellbar größeres Elend über sie und die ganze Welt zu bringen. Auch das evangelische Düsseldorf bleibt von der geistigen Verwirrung des nationalsozialistischen Gedankengutes nicht verschont. Es kommt zum Kirchenkampf zwischen den "Deutschen Christen" und der "Bekennenden Kirche". Am 12.11.1932 finden Presbyteriumswahlen statt. Der Bekennerbund geht noch als Sieger hervor. Doch im Juli 1933 werden neue Kirchenwahlen angeordnet. Hitler fordert in der Nacht vor der Wahl über Rundfunk alle evangelischen Christen auf, die "Deutschen Christen" zu wählen. Sie erhalten die Mehrheit in der größeren Gemeindevertretung.
Auch durch den Bezirk um die Friedenskirche geht nunmehr ein tiefer Riss: Zwei Pfarrer gehören jeweils den unterschiedlichen Lagern an und predigen entsprechend. Über viele Jahre hindurch ziehen sich schwere Glaubensauseinandersetzungen durch die ganze Düsseldorfer Gemeinde. Als dann am Ende Düsseldorf im Bombenhagel des zweiten Weltkrieges versinkt, werden allein am 12.Juni 1943 beim sogenannten "Pfingstangriff" in Bilk und in der Friedrichstadt die katholischen Kirchen St. Martin, St. Peter und St. Antonius sowie die Friedenskirche zerstört. Der damalige Pfarrer Kogge notiert über diese Nacht: "Eigenartig mutete nach dem ersten Angriff an, dass das Spruchband über dem Triumphbogen 'Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen' erhalten geblieben war, mit Ausnahme der Worte 'und Friede auf Erden'. Diese Worte waren herausgebrochen, als sollten wir deutlich merken, dass der Friede von der Erde genommen sei. Und die andere Bedeutsamkeit: über der einen der beiden Seitentüren steht noch heute außen: 'Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit.' Ja, das sollen wir wissen: die 'Tempel, von Menschenhänden gemacht', mögen zerfallen, das Wort unseres Gottes aber bleibt in Ewigkeit. Und als am Tage nach dem ersten schweren Angriff sich eine kleine Pfingstgemeinde vor der Kirche sammelte, da haben wir doch einen kurzen Gottesdienst gehalten, und zwar draußen vor der Kirche, angesichts dieses Wortes."

Geschichte
Geschichte
Geschichte
Geschichte
Geschichte

Bis in die jüngere Vergangenheit wurde oft in der Gemeinde von dieser schweren Zeit und ihren Auswirkungen bei den Menschen in der Gemeinde erzählt. Denn gravierender als alle materiellen Verluste des Krieges schmerzt das Versagen weiter Teile der evangelischen Kirche gegenüber dem Schreckensregime Hitlers. Breite Gräben sind in vielen Gemeinden entstanden. Schuld musste erkannt und bekannt werden. Es sind ausgerechnet diejenigen, die dem Bösen unter Gefahr von Leib und Leben widerstanden haben, die als erste öffentlich bekennen, in ihrer Pflicht als Christen versagt zu haben.

Die Zeit des Wiederaufbaus


Die erste Zeit nach dem Krieg gehört der Linderung der ärgsten Not und dem Wiederaufbau. Ganze Straßenzüge sind in Schutt und Asche versunken. Die Wohnungsnot ist unvorstellbar. Und dennoch steigt die Bevölkerungszahl ständig an. Besonders groß ist der Zuzug von Vertriebenen aus den Ostgebieten. Der Anteil der Evangelischen ist bei ihnen sehr hoch. 1948 leben bereits wieder 446.000 Menschen in der Stadt. Aber wie! "Die Knappheit der Lebensmittel, die bei vielen Menschen zu Hungerödemen führte, und das Fehlen von Kochmöglichkeiten bei vielen 'Ausgebombten' oder aus der Evakuierung Heimgekehrten oder aus anderen Besatzungszonen, besonders den polnischen und russischen Besatzungsgebieten, Vertriebenen und Geflüchteten nötigte zur Einrichtung von Volksküchen und Essensausgabestellen. So stellte der Verein für Innere Mission seine Hospizküche im 'Kronenhaus' dem Evangelischen Hilfswerk zur Verfügung".

Nach dem Krieg war lange Zeit nicht klar, was mit der Friedenskirche geschehen sollte. Es wurde überlegt, sie vollständig abzureißen und an ihrer Stelle auf eine angebotene Spende von Christen in Nordeuropa einzugehen und eine sogenannte "Schwedenkirche" aus Holz zu bauen, damit die Gemeinde möglichst schnell wieder eine Gottesdienststätte hätte. Doch dagegen regte sich erheblicher Widerstand, und so beschloss das nunmehr eigenständige Presbyterium die Anträge zu stellen, die Friedenskirche - wenn auch in veränderter Form - wieder aufzubauen. 1951 wird der Grundstein gelegt, und 1953 versammelt sich die Gemeinde erstmals in ihrem neuen Gotteshaus. Nur von außen ähnelt sie noch dem ursprünglichen Bau. Der Turm hat bei weitem nicht mehr seine einstige Höhe und nadelspitze Form. Sehr viel schlichter wird sie als pseudo-basilikale Hallenkirche mit freitragenden Emporen wiedererstellt.

1954 erhält die Friedenskirche ihre drei Chorfenster, eine Glasmosaikarbeit des ehemals Breslauer Künstlers Prof. Martin Domke: Johannes der Täufer, der auferstandene Christus und der Apostel Paulus sind die drei Figuren, die heute den Eindruck des Kirchraums dominieren. Eine ursprünglich ebenfalls geplante Gestaltung der übrigen zwölf Fenster an den Seiten wurde aus Kostengründen bis heute nicht realisiert. Anfang 1955 wurde die neue Beckerath-Orgel in Dienst gestellt.

Die Fenster im Chorraum

Die Fenster im Chorraum

Geschichte

Nicht realisiertes Fenster

Die Beckerath-Orgel

Die Beckerath-Orgel

Die Friedenskirche heute


Der Bildschmuck des Innenraums stammt aus drei Bauphasen. Die einst berühmten biblischen Wandbilder von Eduard von Gebhardt aus der Zeit der Erbauung sind nur in wenigen Fragmenten erhalten. Die drei Chorfenster mit Darstellungen von Johannes dem Täufer, Christus und dem Apostel Paulus wurden 1954 von Martin Domke geschaffen.

Friedenskirche
Friedenskirche
Friedenskirche
Friedenskirche

Seit 1997 wurde das Äußere der Friedenskirche bis zur Turmspitze von Grund auf in Stand gesetzt, so dass sie sich an ihrem einhundertsten Geburtstag 1999 in aller Schönheit präsentieren konnte. Die Kellergewölbe, die Sakristei und der eigentliche Kirchraum mit neuer Fußbodenheizung sind saniert worden. Aber all dies ist - wenn auch nicht unwichtig - kein Thema, das über die Zukunft der Gemeinde entscheiden wird. Vielmehr die Frage, ob Christen aller Konfessionen es verstehen, glaubhafte Zeugen des Friedens, der Freundlichkeit und Liebe Gottes zu sein, wird unser Beitrag sein zu einem Werk, das letztlich nur Gott selbst in seiner Hand hat.

Im Zuge der Innenrenovierung der Friedenskirche im Jahr 2001 wurde auch die denkmalgeschützte Sakristei wieder hergestellt. Sie war als einziger Raum bei den Bombenangriffen des letzten Krieges nicht zerstört worden und ließ noch etwas von ihrer vormaligen Ausgestaltung erahnen. Bei einer Begehung durch die Denkmalbehörde der Stadt Düsseldorf wurde zur Auflage gemacht, diesen Raum weit gehend wieder in den Originalzustand zurück zu versetzen. Dazu war es notwendig, alle Anstriche vom Bundsandstein der Fenster und von den Laibungen des neugotischen Dachgewölbes zu entfernen, was schließlich in mühevoller Kleinarbeit gelang. Auch alle Einbauschränke mussten herausgenommen werden, da sie den Gesamteindruck des Raumes entstellten. Zusammen mit den alten Möbeln ist die Sakristei heute wieder ein ansprechend gestalteter Vorbereitungsraum für die gottesdienstlichen Feiern. Auch manches Tauf- und Traugespräch findet hier statt.

Bei der schon erwähnten Begehung durch das Denkmalamt wurden auch die Kellergewölbe unter der Sakristei in Augenschein genommen. Diese waren in äußerst kritischem Zustand. Überall war Putz großflächig herunter gebrochen, Elektroleitungen liefen unbefestigt über die Wände, Heizungsrohre waren undicht. Zwei der ehedem drei Fenster waren mit Beton zugegossen. Aber es war auch deutlich sichtbar, dass hier ein aufwändig gestaltetes Kappengewölbe vorhanden war, das den Schluss nahelegte, dass dieser Raum einmal für etwas anderes als ein einfacher Kohlenkeller und späterer Abstellraum genutzt worden sein musste.

Die Krypta

Die Krypta

Plötzlich wurde deutlich, dass die Aussparung in der Wand eine nach dem Krieg zugemauerte Tür war, die den alten Zugang von der Kirche zu diesem Raum versperrte. Angesichts der Lage unter der Sakristei war für das Denkmalamt sehr schnell die Existenz einer Krypta, also eines kleinen Gottesdienstraumes, deutlich. Und als solcher sollte dieser Raum wieder hergerichtet werden.

Dem Engagement des mit der Renovierung der Kirche beauftragten Architekturbüros Derichs ist es zu verdanken, dass die Friedenskirche heute zusätzlich einen kleinen besonders für Taufen und Andachten geeigneten Gottesdienstraum besitzt. Auch eine Trauung hat hier schon stattgefunden. Werfen Sie doch bei Gelegenheit einfach einmal einen Blick in Krypta und Sakristei und Sie werden sehen, dass hier mit viel Feingefühl Altes und Neues architektonisch miteinander verbunden wurden.

Die ehemaligen weiteren Gemeindezentren


Schon in den frühen fünfziger Jahren wird die Notwendigkeit erkannt, für Düsseldorf-Hamm ein eigenes Gemeindezentrum zu bauen. Diese Pläne verlagern sich jedoch durch das besonders starke Anwachsen des dritten Bezirks zunächst in den östlichen Bereich der Gemeinde, wo ein fünfter und sechster Pfarrbezirk entsteht. Zunächst für die Corneliusstraße 131 projektiert, wird nach jahrelanger Planungs- und Bauphase in der Pionierstraße 61 das Gemeindezentrum Immanuelkirche gebaut und 1967 seiner Bestimmung übergeben. Gleichzeitig wird der Bau eines Zentrums für Hamm auf den Weg gebracht. Nach quälend langen Vorüberlegungen, größten Schwierigkeiten bei der Erstellung und nahezu verdoppelten Baukosten gegenüber dem ursprünglichen Ansatz, wird nun keineswegs in Hamm, sondern im Jahr 1972 in der Gladbacher Straße 25 das Gemeindezentrum für den vierten Bezirk in Gebrauch genommen.

Gemeindezentren
Gemeindezentren

Leider machten die rückläufige demographische Entwicklung (bei gleichzeitig sinkenden Kirchensteuereinnahmen sowie neu eingeführte Vorschriften für - nicht unbeträchtliche - Rückstellungen hinsichtlich des Substanzerhalts) einen Weiterbetrieb unmöglich. Das Gemeindezentrum Gladbacher Str. 25 wurde Ende Februar 2010 sowie die Immanuelkirche Ende 2013 geschlossen. Ungeachtet dessen konnten wir alle bisherigen Aktivitäten besagter Zentren am Gemeindezentrum der Friedenskirche fortsetzen und z. T. sogar ausweiten. Dass die Zusammenlegung und manche dazu gehörende Traurigkeit über den Verlust zweier Gottesdienststätten und Gemeindezentren ohne größeren Streit möglich war, erfüllt uns bis heute mit Dankbarkeit.

Über viele Aspekte der Geschichte der Friedenskirche und ihrer Gemeinde informiert das Buch: 100 Jahre Evangelische Friedenskirche Düsseldorf, hg. von Martin Kammer im Auftrag des Presbyteriums der Ev. Friedens-Kirchengemeinde Düsseldorf, Düsseldorf 1999